Sonntag, 7. Februar 2010

07. alltag

10.03.09
heute will ich mal wieder was an euch meine lieben schreiben.
Der abstand zur letzten mail ist vielleicht etwas ungewohnt, aber das liegt denke ich daran das vieles hier so selbstverständlich wird und routiene. Sorry for that
am letztem samstag hatte ich geburtstag, jippie!!
schade war bloß das an diesem wochenende meine ganze kabine ausgeflogen ist und noch ein paar andere mit denen ich gern was gemacht hätte. Sie sind auf eine art safari in den norden des landes gefahren und das für vier tage. Mein job lässt es leider noch nicht zu so viel frei zu haben, ich arbeite ja von montag zu freitag und ich kann mir nicht ausdenken was passiert wenn da mal ne arbeitskraft fehlt!
Wenn ich mir das alles so angucke, hier auf dem schiff und überhaubt wenn ich dieses land angucke fällt mir immer wieder der vers ein:
Mat 9:37 Dann spricht er zu seinen Jüngern: Die Ernte zwar ist groß, der Arbeiter aber sind wenige...
Mein geburtstag war trotzdem ganz schön. Eine op schwester hat mir einen schönen kuchen gebacken und ich habe sonst noch einige dinge an die tür gelegt, gehängt und geklebt bekommen.
Ich bin dann zum hotel geganngen und habe dort, wie üblich viele mercy ships leute getroffen. Dort haben wir zusammen gegessen, ich habe gelernt wie man eine mango isst ohne eine große schweinerei zu veranstalten und wir haben den ganzen tag entspannt und am abend am abend hat meine cheffin im spesesahl eine glocke geläutet und gesagt dass der michel zwar versucht hat sich zu verstecken, wir jetzt aber trotzdem happy birthday für ihn singen.
und alle sungen und aplaudierten. dann habe ich mit ein paar leuten ne filmnacht gemacht. heute "musste" ich dann eine op haube aus stoff tragen. sie ist genäht wie eine torte, mit bunten kerzen und so.
Es ist so viel lustig und krass, geh ich nur ein paar minuten auf die strasse erlebe ich eine ganz spezielle welt. Und auch am pool, da hängen die ganzen missionare von mercy ships neben arrabern ab die schischa rauchen und laute arabische musik hören.
Es ist überwältigend jeden morgen aus dem fenster zu schauen und dort wieder etwa 70 menschen warten zu sehen. Sie warten auf einen doctor der sie untersucht, schon früh am morgen, bevor die sonne aufgeht stehen sie dort. Andererseits treffen wir immer wieder den gleichen mann in der stadt mit einem klumpfuß der uns um geld bittet, jede woche wieder, und immer wieder bitten wir ihn doch zum schiff zu kommen um sich dort untersuchen zu lassen, wir können ihn vielleicht oparieren! Doch er kommt nicht.
In meiner arbeitsstelle, sehe ich zwar nicht viel von patienten außer ein bisschen ihres blutes an instrumenten, aber dafür bekomme ich immer mal mit was so in den op sälen läuft.
Letzte woche habe ich mal bei ein paar op´s zugeschaut. Gut ich habe schon vieles durch meine ausbildung mitbekommen doch habe ich z.b. noch nie augenoperationen gesehen und erst recht nicht in dieser art und weise. Dieser arzt ist der hammer!
5 minuten für ein auge und blinde können wieder sehen. Er beginnt mit der betäubung des auges und wechselt dann zu einem anderem patienten der schon vorher eine betäubung von ihm bekommen hat und opariert ihn, dann wird alles schön veklebt und zum nächsten patienten gewechselt. Insgesamt sind also 3 patienten im op raum und es geht im 5 minutentakt wie am fließband.
Auch andere menschenschen begeistern mich hier, viele alte schwestern und ärtzte arbeiten hier, die eigendlich schon in rente sind und immer wieder, jahr für jahr wiederkommen.
Dann habe ich mitbekommen das in einem op ziemlich lange gearbeitet wird.
Am ende kommt dann der chirurg zu uns in den steri und bedankt sich für unsere gedult (sowas schon mal erlebt?) und erzählt kurz die geschichte von der patientin.
Sie hatte einen tumor im gesicht der fast so groß war wie ihr kopf , und sie ist immer wieder zu tradizionellen heilern gegenagen um sich heilen zu lassen.
Eines tages ist sie bei einer dieser sitzungen eingeschlafen und hat von einem engel geträumt. Der engel hat ihr gesagt das sie nicht weiter diesem heiler folgen soll sondern jesus christus.
So ist sie zum christentum gekommen, doch wann immer sie anderen leuten von jesus erzählt hat, schüttelten die den kopf und fragten sie wie sie das alles bloß gleuben kann, das jesus heute noch heilt und freisetzt, wo sie doch diesen schrecklichen tumor im gesicht hat?
Sie hatte nicht wirklich argumente dagegen zu setzen und wenn ihr das bild seht, ist der tumor ein ganz schönes gegenargument. Sie antwortete nur immer das sie nicht alles wüsste aber trotzdem glauben habe.
Dann kam sie zum screening und wurde diese woche opariert.
In dem tumor befanden sich unerwartet viele gefäße und ein nerv. Die operation begann um 9 uhr am morgen und ging bis 17:30 uhr. In dieser zeit hat sie soviel blut verloren das ihr hb auf 4 sank und sie 5 blutkonserven empfangen musste (die blutreserve dieses krankenhauses ist übrigens die crew!).
Am abend war die op dann vorbei, erfolgreich und ihr hb auf über 9 und jesus heilt doch heute noch und wir sind seine hände und füße!

Ich lese gerade ein interessantes buch das ich von meinem bruder geschekt bekommen habe. Es ist von shane claiborne und heißt : ich muss verrückt sein so zu leben.
Einen absatz möchte ich euch gerne schreiben da er mich im zusammenhang mit so einer arbeit hier begeistert hat:
Von dauerhafter Bedeutung waren indes nicht die Wunder selbst, sondern die Liebe Jesu. Jesus erweckte seinen Freund Lazerus von den Toten und ein paar Jahre später starb Lazerus erneut.
Jesus heilte die Kranken, doch irgendwann fingen sie sich dann eine andere Krankheit. Er speißte die Zigtausend, aber am nächten Tag hatten sie doch wieder Hunger. Doch was bleibt, ist die Erinnerung an seine Liebe.
Wichtig war nicht, dass er einen Leprakranken heilte, sondern dass er ihn berührte – niemand sonst rührte Leprakranke an.
Es bedeutet mir sehr viel und hilft mir über manch einen stressigen tag oder wenn ich überlege was das alles hier für einen sinn macht.
ich kann mich nur immer wieder bei all denen bedanken die mich unterstützen! seid gesegnet und grüße gehen raus an alle die diese mail in die finger kriegen.
euer michel

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